Emotionale Inteligenz und wie du sie fördern kannst
Was ist emotionale Intelligenz (kurz EQ)?
Emotionale Intelligenz ist per Definierung die Begabung mit uns selbst und anderen Menschen umgehen zu können.
Emotionale Intelligenz bei Kindern ist für die Entwicklung entscheidend. Schließlich wollen wir Eltern, dass aus den Kleinen mitfühlende Erwachsene werden, die Probleme erkennen und selbständig lösen können.
Emotionale Intelligenz ist wichtig fürs Leben
Gute Noten sind der Schlüssel zu einem erfolgreichen Leben? Nicht unbedingt. Uu einem erfolgreichen Leben gehört viel mehr. Emotionale Intelligenz beeinflusst den Erfolg im Leben viel unmittelbarer als gute Leistungen. Ein hoher EQ sorgt für ein stabiles Selbstwertgefühl, was einen großen Anteil daran hat, sich zu einer selbstbewussten Persönlichkeit zu entwickeln. Sie sorgt dafür, dass Kinder frühzeitig lernen, richtig zu kommunizieren – was wiederum ein wichtiger Faktor ist für harmonische Beziehungen.

Juli 2025
Welchen Stellenwert sollte der EQ also in der Erziehung einnehmen?
Und wie kann man den EQ vermitteln?
Der EQ sollte meiner Meinung nach einen hohen Stellenwert in jeder Erziehung einnehmen, denn Kinder lernen durch ihn, sich in der Welt zurecht zu finden. Diese wird immer komplexer und schnelllebiger, deshalb wird es immer wichtiger, eine gesunde Beziehung zu anderen Menschen aufzubauen, die eigene Belastbarrkeit zu stärken und andere und uns selbst wert zu schätzen. Menschen mit einem hohen Emotionalquotienten leiden weniger häufig an Depressionen, Burnout und Selbstzweifeln, als Menschen, die nicht ausreichend gelernt haben, mit ihren eigenen Gefühlen umzugehen und sie zu verstehen.
Emotionale Intelligenz (EQ) bei Kindern zu fördern ist wichtig für ihre soziale und persönliche Entwicklung. Es bedeutet, Kindern zu helfen, ihre eigenen Emotionen zu verstehen und zu regulieren, sowie die Emotionen anderer zu erkennen und darauf einzugehen. Es gibt verschiedene Wege, dies zu unterstützen, wie z.B. offene Gespräche über Gefühle, das Spielen von Rollenspielen und das Ermutigen von Kindern, ihre Gefühle auszudrücken und zu akzeptieren.
Hier sind einige konkrete Tipps, wie du deinen Kindern helfen kannst, emotionale Intelligenz zu entwickeln:
1. Gespräche über Gefühle:
Benennen von Emotionen: Sprecht regelmäßig über Gefühle, sowohl die eigenen als auch die des Kindes. Benenne die Emotionen klar und deutlich. Zum Beispiel: "Ich bin gerade ein bisschen traurig, weil..." oder "Du bist jetzt wütend, weil..."
Metaphern nutzen: Ich habe mich gefühlt wie eine Maus, ein Elefant, ein Tiger... Auf einer Skala von eins bis zehn, war mein Tag heute...
Verbindung zwischen Gefühl und Situation herstellen: Erkläre deinem Kind, welche Situationen bestimmte Emotionen auslösen. Zum Beispiel: "Du bist traurig, weil dir jemand etwas weggenommen hat."
Wertschätzung aller Emotionen: Jedes Gefühl, auch ein negatives, ist wichtig. Erkläre deinem Kind, dass alle Emotionen normal sind und dass es wichtig ist, sie zu verstehen und zu akzeptieren. Nur wenn dein Kind seine Emotionen erkennt und versteht, kann es lernen, damit umzugehen.
2. Rollenspiele und Spiele:
Gefühls-Scharade: Kinder können verschiedene Emotionen pantomimisch darstellen, was ihnen hilft, diese zu erkennen und auszudrücken.
Empathie-Spiele: Lest gemeinsam Geschichten oder schaut Filme, die verschiedene Emotionen darstellen. Besprecht danach, wie sich die Charaktere fühlen, warum sie diese Gefühle hatten und woran man sie erkennen konnte.
Rollenspiele mit Puppen oder Figuren: Kinder können in verschiedene Rollen schlüpfen und so lernen, sich in andere hineinzuversetzen und verschiedene Perspektiven einzunehmen.
3. Modelle und Vorbilder:
Eigene Emotionen zeigen: Eltern und Bezugspersonen sollten ihre eigenen Emotionen offen zeigen und darüber sprechen, wie sie mit ihnen umgehen. Kinder lernen so, dass es normal ist, Gefühle zu haben und dass es verschiedene Möglichkeiten gibt, damit umzugehen.
Aktives Zuhören: Zeig deinem Kind, dass du ihm aufmerksam zuhörst, wenn es über seine Gefühle spricht.
Positive Verstärkung: Belohne dein Kind für den Versuch, seine Gefühle auszudrücken und konstruktiv mit ihnen umzugehen.
4. Weitere Tipps:
Eine offene und sichere Umgebung schaffen: Kinder sollten sich trauen, ihre Gefühle zu zeigen, ohne Angst vor negativen Reaktionen.
Freiraum für selbstständiges Handeln: Lass deine Kinder altersgerechte Probleme selbst lösen und Erfahrungen machen. Dies stärkt ihr Selbstvertrauen und ihre Selbstwirksamkeit.
Förderung von Achtsamkeit: Achtsamkeitsübungen können Kindern helfen, ihre eigenen Emotionen besser wahrzunehmen und zu regulieren. Hierzu ist es hilfreich den Kindern Fragen zu stellen, die gezielt auf ihre Gefühle ausgerichtet sind. Statt der abgedroschenen frage "Wie war dein Tag?", sollten Fragen gestellt werden, die ein Gefühl gezielt hinterfragen.
"Worüber hast du dich heute besonders gefreut?", "Hat dich heute etwas traurig, wütend... gemacht?"
In der Natur: Die Natur bietet viele Möglichkeiten für freies Spiel und Kreativität, was sich positiv auf die emotionale Entwicklung auswirkt.
Dankbarkeitsrituale: Gemeinsam zu Abend essen und sich über den Tag austauschen. Schlechte Tageserfaahrungen verabschieden, tolle Erfahungen feiern.
Fragen, die Empathie fördern:
Ciara weint, siehst du das? Hast du eine Idee, warum sie weint?
Ben sieht sehr wütend aus. Was hat ihn wohl so wütend gemacht?
Du bist aufgeregt. Kannst du mir sagen warum?
Aussagen, die Empathie verhindern:
Stell dich nicht so an. Du hast gar keinen Grund wütend zu werden.
Hör auf zu heulen. So schlimm ist das nicht!
Reg dich nicht so auf. Dein Verhalten ist lächerlich!
Mit Gefühlen umgehen lernen
Negative Gefühle wie Wut, Ärger, Frustration, Enttäuschung aushalten können, dazu gehört eine ganze Menge. Auch hier ist der wichtigste Tipp für Eltern: Verständnis zeigen. Ein Kind für negative Emotionen zu kritisieren oder gar zu bestrafen, hat nur gegenteilige Auswirkungen. Allerdings heißt das nicht, dass wir Eltern jedes Verhalten akzeptieren müssen: “Ich verstehe, dass du dich ärgerst, aber schubsen geht nicht.” Besser ist es zusammen mit dem Kind zu überlegen, was es in der Situation tun könnte.
Grundsätzlich sollten wir als Eltern die Botschaft vermitteln, dass jedes Gefühl in Ordnung ist, nicht aber jedes Verhalten rechtfertigt. Trotzdem sollten wir dabei auf das Alter des Kindes achten und nicht zu viel erwarten. Ein Dreijähriger kann nicht das gleiche Maß an Empathie haben, wie ein Sechsjähriger.
Misserfolge dürfen passieren
Ganz wichtig für die emotionale Entwicklung unserer Kinder ist, dass sie lernen mit Misserfolgen umzugehen. Es aushalten zu können, dass ein anderes Kind in Sport bessere Leistungen erzielt, ein Bild perfekter malen kann oder dass die eigene Mannschaft beim Fußball verliert, ist entscheidend für spätere Jahre.
Wenn ein Kind nicht die Leistung erbringt, die es von sich selbst erwartet, ist es natürlich traurig und enttäuscht. Was es jetzt braucht, ist Trost und Zuspruch. “Du hast viel länger an dem Bild gearbeitet und hast dir wirklich Mühe gegeben. Das kann man deutlich sehen.” oder “Du hast das Tor verfehlt, aber nur knapp. Lass uns nächste Woche üben, damit du beim nächsten Mal besser triffst” – das sind Botschaften, die Kindern in dieser Situation helfen.
Das Gute im Schlechten erkennen
Wir können auch negative Situationen umdeuten, indem wir unsere Einstellung dazu ändern. Das Fußballspiel ist wegen schlechtem Wetter gecancelt worden? Dann gibt es stattdessen eben einen Nachmittag mit Brettspielen. Alle Kinokarten sind schon ausverkauft? Dann machen wir es uns auf dem Sofa gemütliche mit einem Film und Popcorn.
Es ist genau diese Haltung, die wir unseren Kindern mitgeben und die es ihnen später erleichtert, mit stressbeladenen Situationen positiv umzugehen. Was außerdem positive Auswirkungen auf die Stimmung in der Familie hat ist, sich gegenseitig darauf zu verständigen, dass Klagen und Meckern ein No-Go sind. Situationen mit Humor zu nehmen und auf Meckern zu verzichten, wirkt sich sehr schnell auf die Zufriedenheit der Familie aus.